Unsere Geschichte

Die Geschichte vom Wiesmayrgut erzählt von Gerti Fuchsberger

Wie alles begann
Meine Eltern haben zwar die Landwirtschaft am Wiesmayrgut bewirtschaftet, doch sie führten sie in den 70er und 80er Jahren sehr wirtschaftlich und da war kein Platz für ein Pferd. Doch mein Großvater und meine Onkeln züchteten Trabrennpferde und die besuchte ich mit meinem Bruder Johann fast jeden Sonntag. Ich durfte ihnen helfen, sie von der Weide zu bringen, sie bürsten und füttern. Diese Liebe zu diesen wunderschönen Tieren hat mich einfach nie losgelassen.

 

1983 heiratete ich einen Landwirt in Gunskirchen. Wir hatten viele Hühner, zwei Hunde und einige Katzen, Kraninchen, Frettchen und Meerschweinchen. Als wir eines Tages von Lambach nach Hause fuhren, sahen wir auf einer Wiese eine Schimmelstute Mutterseelenallein stehen. Jedes Mal, wenn wir wieder vorbei fuhren, zerbrach es mir das Herz. Nach ein paar Woche fasste ich mir ein Herz und ich suchte den Besitzer auf und fragte ihn nach dem Pferd. Er war sehr freundlich und hat gesagt, dass sie ein Turnierpferd war und fesselweich geworden ist. Er lässt sie noch die Wiese abfressen, aber wenn er kein Gras mehr hat, wird sie geschlachtet.

 

Ich konnte die Nacht nicht schlafen und überlegte wie ich alle überreden könnte die Stute zu retten. Schlussendlich konnte ich meinen Mann nach langen Gesprächen und Diskussionen überreden und wir kauften sie um den Schlachtpreis. Jetzt hatten wir ein Pferd, doch wir wollten ihr Pferdegesellschaft bieten. So fuhren wir noch am selben Tag nach Ried zum Pferdehändler, um ihr einen Partner zu kaufen! Ich war das erste Mal bei einem Pferdehändler und war überrascht, wie liebevoll er mit den Tieren umging. Er zeigte uns die Pferde, die zum Verkauf standen und es viel uns schwer uns zu entscheiden. Ich ging in einen seiner Ställe und da stand im letzten Eck eine süße Fuchsstute in Haflinger Größe.

 

Sie wieherte mir zu und es war Liebe auf den ersten Blick. Ich fragte den Händler was sie kostet und er sagte sie wäre nichts für den Verkauf, sie wird nächste Woche geschlachtet!!! Ich fragte ihn ob sie todkrank sei und er erzählt uns, dass sie einen Lungenschaden habe sie war über Jahre unter Kühe in einem Kuhstall angehängt gewesen und das Ammoniak im Stall hat ihre Lunge geschädigt. Ich konnte nicht anders ich musste ihn überreden und er verkaufte sie mir mit der Option, dass er sie um denselben Preis zurücknehmen würde. Er brachte uns Carletta und Lady die weiße warm Blutstute holten wir am selben Tag. Als sich die beiden sahen wieherten sie und waren sofort ein Herz und eine Seele. Carlettas Lunge erholte sich durch viel Frischluft im Offenstall und war die Torte treuste und dankbarste Weggefährtin die man sich vorstellen kann. Wie retteten sie mit zwölf Jahren und sie ist mit dem stolzen Alter von 36 Jahren bei uns am Hof verstorben. Lady, die süße anschmiegsame Maus, konnte ich bei meiner Scheidung leider nicht mitnehmen, sie blieb im Besitz meines Ex-Mannes. Er wollte sie behalten und ich habe ihre Spur verloren. Da es in den achtziger Jahren weder Handy noch Internet gab, war es für mich nicht möglich sie zu finden. Doch sie wird mir immer als meine Prinzessin in Erinnerung bleiben.

1985 Familienfoto mit Vater Hans und unseren Hunden Nici, Asta und Papas Liebling Dackeldame Susi

1989 Fuxi Oma und Thomas mit Pony Alfons 


Freunde fürs Leben

Eine Geschichte zweier ungleiche Freunde, deren Freundschaft fast 30 Jahre dauerte.
Mit Lady und Carletta hatten wir ja schon zwei tolle Pferde im Stall und alles war perfekt. Doch als wir wieder einmal bei meinen Großeltern zu Besuch waren, sollte sich bei uns einiges ändern. Als wir die Pferde im Stall meines Onkels besuchten, stand in der Box bei einem Traberhengst ein weißes wildes Pony, das genauso nervös wie der Traberhengst war und in der Box hin und her lief. Mein Onkel erklärte uns dass das Pony den Hengst beruhigen sollte, doch er sah nicht danach aus. Also zwei Wochen später wieder zu Besuch waren, war das Pony immer noch da, aber mein Onkel wollte es los werden, da es nur Unruhe in den Stall bringen würde. Es ließ sich nicht führen und stieg. Es war einfach ungestüm und trotzig. Unser Sohn war gerade ein Jahr alt und ich dachte mir, das Pony könnte ja ein ideales Anfängerpony für ihn werden.

 

Alle rieten uns davon ab und sagten er wäre eher etwas für den Leberkäse als für uns. Doch obwohl auch wir unsicher waren, wollten wir es mit ihm probieren und so kauften wir meinem Onkel das Pony ab. Zu Hause angekommen entpuppt er sich als echter Kumpel und er hat so manchem Kind die Freude am Reiten gebracht. Ein paar Monate später war der Pferdehändler bei uns zu Besuch, da er sich nach Carletta erkundigen wollte. Er hatte am LKW einen Esel (zu dieser Zeit begann der jugoslawische Krieg und viele Esel wurden über Österreich nach Italien gebracht). Damals gab es noch nicht so viele Esel. Mein Sohn Thomas kannte Esel nur aus Zoos deswegen starten wir gespannt in den hinteren Teil des LKWs. Thomas war so begeistert und wollte ihn unbedingt haben. Der Pferdehändler sagte zu meinem Sohn: „Wenn du den Esel vom Hänger bringst, gehört er dir!“ Thomas schnappte die Eselin Elisabeth am Halfter und sie gingen gemeinsam vom Hänger als hätten die beiden das schon hundertmal gemacht. Der Händler war so verblüfft, denn sie konnten den Esel kaum auf den LKW bringen. Jetzt stand der Esel mit dem dreijährigen Buben da. Elisabeth war durch den langen Transport so zerschunden, sie hatte keine Augenbrauen mehr und ihr Schwanz war gebrochen. Das Häufchen Elend hat uns leid und so beschlossen wir sie zu behalten. Natürlich mussten wir den Esel bezahlen und er kostete 7.000 Schilling. Da der Kauf eines Esels überhaupt nicht geplant war, hatten wir keine eigene Box für Elisabeth und so musste sie sich einen Stall mit Pony Alfi teilen.

 

Alfons und Elisabeth zocken zusammen und waren von nun an ein Herz und eine Seele. Nichts war vor ihnen sicher, wäre der Gastgarten, noch die Gäste und so mancher wird sich noch an die zwei erinnern können. 31 Jahre lebten die beiden zusammen, spielten, scherzen und trieben gemeinsam so manchen Unsinn. Elisabeth war der Liebling meiner Tochter Lisa und Alfons der von Thomas. Die vier waren unzertrennlich und unternahmen viel miteinander. Sie war nicht mehr gutmütige Spielgefährten Für die Kinder, sondern sie waren ihre besten Freunde. Im Jahr 2018 sind beide in einem Abstand von acht Monaten verstorben. Beide sind über 40 Jahre alt geworden. Alle denken gerne an die Zeit mit Ihnen zurück. Alfons und Elisabeth waren ganz besondere Weggefährten in unseren Leben und bleiben für immer in unseren Herzen.

1994 Thomas mit Esel Elisabeth

1994 Lisa und Thomas mit Esel Elisabeth

1994 Thomas mit Freundin auf Alfons und Carletta

Einzug aufs Wiesmayrgut

Nach meiner Scheidung 1993 wurden wir, ich mit meinen Kindern Thomas und Lisa, dem Foxterrier Daisy, dem Esel Elisabeth, den Pferden Dana, Carletta und César, sowie dem Pony Alfons, von meinen Eltern und meinem Bruder am Wiesmayrgut mit offenen Armen aufgenommen. Wir waren so froh, dass wir so großes Glück gehabt haben und wir nicht in eine Wohnung ziehen mussten. So konnten meine Kinder unbeschwert aufwachsen und die Tiere durften bei uns bleiben. Da mein Bruder einen Mostheurigen Betrieb hatte, war für mich schon ein Arbeitsplatz geschaffen. Wir bauten den Heurigen aus und ich machte 1996 die Gasthauskonzession.

 

Da wir jetzt ein größeres Angebot hatten, kamen viele Gäste mit Kindern zu Besuch. Unsere Tiere zogen damals schon die Menschen an. Wir bekamen von einer älteren Frau vier Ziegen, die sie nicht mehr versorgen konnte. Ein Karton mit Katzenbabys wurde vor die Türe gestellt, ein Lämmchen und ein Rehkitz haben wir mit dem Fläschchen aufgezogen und schon war der Streichelzoo fertig. Es sprach sich schnell herum, dass man sich bei uns der Tiere entledigen kann und wir für sie sorgen oder einen Platz suchen. So wurden Hühner, Enten und Gänse einfach ausgesetzt. Niemand fragte uns, ob wir sie wollen. Es war und ist heute noch so, dass ständig Tiere ausgesetzt werden. Vom Käfig mit acht Wüstenrennmäuse, bis zum Pony, das am Zaun hängt, den Hunden in den Transportboxen vor dem Tor und der Ziege, die man über den Zaun geworfen hat, ist uns leider schon alles untergekommen. Die Fantasie der Menschen kennt keine Grenzen und so haben wir schon eine Hängebauchschweinchen im leeren Schafgehege im Winter gefunden. Unser Nachbar hatte sie beim Abladen beobachtet. Wenn er sich nicht am nächsten Tag nach dem Schweinchen erkundigt hätte, hätten wir es nicht gefunden, da es sich im Schafstall hinterm Haus versteckt hatte.

 

Es ist nicht immer leicht, wenn man Tiere bekommt, die man sich nicht selber aussuchen kann, denn man kennt weder das Alter noch die Vorgeschichte der Tiere. So ist es oft schwierig, denn meistens haben sie irgendein Handikap oder sie sind verhaltensauffällig. Ich weiß nicht wie viele Katzen und Katzenbabys mit Katzenschnupfen, Augenentzündung und Durchfall bei uns ausgesetzt worden sind und wie oft ich mir gedacht habe, warum wartet man so lange und gibt sie nicht früher ab.

 

Solange die Menschen glauben, dass kastrierte Katzen keine Mäuse fangen, werden wir immer wieder Katzenbabys bekommen. Besonders im Herbst, denn diese Babys sind am anfälligsten für Katzenschnupfen und die Besitzer wollen oder können kein Geld für den Tierarzt ausgeben. Zum Glück haben wir Tierärzte, die uns sehr entgegenkommen, aber Medikamente und Futter müssen wir auch bezahlen. Da immer mehr Tiere bei uns Obdach gesucht haben, haben wir uns entschlossen, Patenschaften für unsere Tiere zu suchen. Wir könnten ohne unsere freiwilligen Helfer und den Tierfreunden, die uns mit Patenschaften, Futter Spenden und Geld für Futter und Tierarzt helfen, nicht so vielen Tieren eine zweite und oft letzte Chance geben.

 

Wir ziehen auch verwaiste Tierbabys mit dem Fläschchen groß. So haben wir schon vom Kätzchen, Pony, Esel bis zum Kamel, alles großgezogen. Ich kann ein Lied davon singen, was es heißt im Winter ein Kamelbaby, das alle 3 Stunden ein Fläschchen benötigt, groß zu ziehen. Da muss man um 3:00 Uhr in der Früh raus in den Schnee, ob man will oder nicht. Ihr könnt mir glauben, das war die Härte für mich und ich weiß nicht, ob ich das noch mal schaffen würde. Katzen- und Hundebabys kann man ins Bett mitnehmen ein Kamel nicht. Zurzeit ziehen wir zwei Kälbchen und drei Katzenbabys.

 

Wir freuen uns, wenn wir Menschen und Tieren helfen können, denn hinter jedem Tier steht ein Mensch, dem das Tier nicht egal ist, sonst würde er sich nicht an uns wenden! Also helft uns bitte zu helfen.

1994 Pony Alfons am Wiesmayrgut

2001 Thomas mit Esel Elisabeth

Unser Weihnachtswunder

Ein kleines Hundebaby namens „Baby“ erobert unsere Herzen. Heute vor einem Jahr rief mich ein Herr an und fragte mich, ob ich nicht ein Hundebaby aufziehen möchte. Er erzählte mir, dass die Mutter der kleinen keine Milch mehr hatte und sie es zu spät bemerkt haben. Die Hündin hatte drei süße Babys. Sie haben noch versucht, die kleinen mit einer Obers-Wassermischung zu füttern, aber für zwei der Babys kann jede Hilfe zu spät. Das kleine schwarze Hundebaby war ein richtiger Kämpfer. Obwohl sie keinen Milchersatz zu Hause hatten und auch kein passendes Fläschchen, schafften sie es, dass die Kleine ein bisschen Flüssigkeit trank. Es waren ja die Weihnachtsfeiertage und dadurch waren leider alle Geschäfte zu. Sie hatten auch noch ein paar Tage Urlaub gebucht und das macht es für sie noch schwerer, denn sie konnten das Baby nicht mitnehmen.

 

Ein Bekannter, den sie von ihrer Not erzählten, gab Ihnen unsere Telefonnummer und so riefen sie an. Sie erzählten mir ihre Geschichte und sagt mir auch, dass das Hundebaby erst sieben Tage alt sei und ein kleiner Hund bleibt, wie groß genau wussten sie nicht. Sie sagte mir die Mutter ist ein Chihuahua und der Vater unbekannt. Ich habe bis dahin noch kein Hundebaby großgezogen, aber ich stelle es mir auch nicht so schwer vor, darum sagte ich ja. 1 Stunde später, standen sie schon vor unserer Tür. Sie drückten mir eine Kuscheldecke in die Hand und in der war ein Maulwurf großes Knäuel eingepackt! Ich habe noch nie so ein kleines Hundebaby gesehen, das Baby war nicht größer, wie ein Katzenbaby in dem Alter. Ich hatte zum Glück noch Katzenfläschchen zu Hause, Hundemilchpulver besorgte ich mir gleich nach dem Anruf. Das Katzenfläschchen hatte zwar die richtige Größe, aber sie nuckelte nicht, denn sie haben ihr die Milch in den Mund geträufelt. Ich bemühte mich und versuchte es alle paar Minuten, aber vom richtigen Nuckeln waren wir noch weit entfernt. Alle 2 Stunden trinken, auch in der Nacht, war nicht so leicht und so durfte das kleine Baby mit ins Bett. Am Tag war sie in ihrer Kuscheldecke oder unter meinem Rollkragenpullover, denn sie braucht ganz viel Wärme.

 

Als am nächsten Tag der Tierarzt vorbeischaute, zeigte ich ihm das kleine Würmchen und er gab dem Hundebaby keine große Chance. Da sie ja noch so jung war, waren ihre Augen und Ohren noch zu und sie hörte und sah uns noch nicht. Aber sie brauchte Körperkontakt, denn jammern konnte sie schon. Es wurde Silvester und wir gingen alle zusammen zum Chinesen und Baby nahmen wir natürlich mit, denn sie brauchte ständig ihr Fläschchen. Ein richtiger Höhepunkt war für uns, als sich nach gut einer Woche die Augen und Ohren öffneten und sie uns so richtig wahrnehmen konnte. Baby war noch immer kaum größer als eine Hand. Aber jetzt wurde sie mobil und tapste schon ein bisschen herum. Der Tierarzt staunte nicht schlecht, also das Baby nach zwei Wochen wieder da. Sie war fit und wuchs, das war am wichtigsten.

 

Unsere Westihündin Luzy hatte zwar noch nie ein eigenes Baby, hat aber schon viele Katzen großgezogen und sie kümmerte sich um sie, wie und ein eigenes Baby. Da wir ja kaum glaubten, dass wir das kleine Hundebaby durchbringen, haben wir ihr keinen Namen gegeben und so hört sie heute noch auf den Namen „Baby“. Baby ist kleiner als so manche Katze, aber aufgeweckt und freundlich. Sie ist überall dabei und mutig wie eine Löwin. Sie freut sich, wenn sie jemanden sieht und bringt immer ein Geschenk mit. Vom Stroheim bis zur Zeitung, sie will einem immer eine Freude machen. Sie ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk und keiner möchte sich ein Leben ohne ihr vorstellen.